Tauchen im Film #3: Last Breath
Die Profitaucher Chris Lemons, Dave Yuasa und Duncan Allcock übernehmen einen Job in der Nordsee. Ziel ist es, eine Anlage zur Ölförderung zu reparieren. Doch nach einem Sturm geht es plötzlich ums nackte Überleben. Was nach einem Actionfilm klingt, ist die filmische Dokumentation einer wahren Begebenheit.
Mit Originalmaterialien, einigen Nachstellungen und Interviews wird der Zuschauer sehr nah an das Geschehen der Crew gebracht. Der britisch-belgisch-schwedische Dokumentarfilm aus dem Jahr 2019 wird komplett auf Englisch ausgestrahlt. Die Regisseure sind Richard da Costa und Alex Parkinson.
Die Crew schickte ihren Lieben in der Heimat Videos, die teilweise in dem Film verwendet wurden. Die ausgelassene Stimmung der Aufnahmen zeigt den Zuschauern deutlich, dass die Besatzung keine Vorahnung von den Ereignissen der nächsten Tage hatte. Vor Aufträgen in solchen Tiefen über längere Zeit müssen sich Profitaucher mehrere Tage in eine Druckkammer begeben, um mit dem Druck in der Tiefe klar zu kommen.
In den Tiefen der Nordsee
Im September 2012 reisen die drei Sättigungstaucher mit ihrer Crew zu einem neuen Job. Die Taucher sollen Teile einer Ölförderanlage reparieren. Diese Reparaturen dauern etwa sechs Stunden und sind nur mit einer guten Ausrüstung, einem erfahrenen Team und Profitauchern möglich. Die drei fahren mit der „Bibby Topaz“ aufs Meer hinaus. Hier beginnen die Vorbereitungen.
Mit einer Tauchkugel tauchen Lemons, Yuasa und Allcock in eine Tiefe von etwa 100 Metern hinab. Lemons und Yuasa werden durch eine Art „Nabelschnur“ mit der Tauchglocke verbunden und steigen aus ihr in die Tiefe der Nordsee. Durch die Nabelschnur werden der nötige Sauerstoff und Strom für die Stirnlampen geliefert. Auch die Kommunikation läuft über diese Verbindung. Allcock überwacht beiden Kameraden von der Tauchkugel aus. Die Topaz besitzt ein spezielles computergesteuertes Navigationssystem. Dieses ermöglicht es, keinen Anker auswerfen zu müssen, um das Schiff an Ort und Stelle zu halten.
Die Zeit rennt
Der Einsatz läuft vorerst wie geplant und die Männer begeben sich an die Reparaturen. Die Besatzung bemerkt jedoch einen plötzlich aufziehenden Sturm. Dieser bringt Wellen in etwa fünf Metern Höhe mit. Das Computersystem stürzt ab und das Schiff treibt einige Meter auf das Meer hinaus. Die Tauchkugel wird mitgezogen und die Taucher im Meer müssen sofort wieder in der Kugel Schutz suchen.
Lemons schafft den Weg zurück in die Tauchkugel jedoch nicht. Seine einzige Verbindung verfängt sich in Teilen der Ölförderanlage. Durch die Zugkraft der Tauchkugel reißt die Schnur nach sehr kurzer Zeit und der Taucher befindet sich auf einen Schlag in Stille und Dunkelheit. Das Schlimmste ist die Trennung der überlebenswichtigen Sauerstoffzufuhr. Schnell wird allen Beteiligten klar, dass Lemons nur noch ein paar Minuten bleiben, bis der Sauerstoff in seiner Reservegasflasche ausgeht.
Nach einigen Minuten kann die Crew die Topaz manuell wenden und in die Richtung ihres Kameraden lenken. Sie schicken ein unbemanntes U-Boot in die Tiefe der Nordsee. Die Kamera zeigt den Taucher fast regungslos. Zu diesem Zeitpunkt sind schon 20 Minuten vergangen und die Crew ist sich sicher, nur die Leiche des Profitauchers bergen zu können. In dem eisigen Wasser verringert sich die Überlebenschance von Chris Lemons von Sekunde zu Sekunde.
Nach weiteren zehn Minuten kann Lemons geborgen werden. Nach Wiederbelebungsmaßnahmen erwacht er wie durch ein Wunder.
Schutzengel arbeiten auch in den Tiefen des Meeres
Nur drei Wochen nach dem Unfall ist Lemons wieder in weiteren Taucheinsätzen in den Tiefen. „Mir wurde sehr schnell klar, dass das Ende nahe ist. Mein Countdown lief und das sehr schnell“, berichtet er in einem Interview.
Chris Lemons war über eine halbe Stunde ohne Sauerstoff unter Wasser. Wie er eine so lange Zeit überleben konnte, ist bis heute ungeklärt. Dieser Film macht deutlich, dass der Schutzengel von Chris Lemons an diesen Tagen gute Arbeit geleistet hat.
(Bild: Archiv Richard da Costa, Alex Parkinson)