Ohrenschmerzen nach dem Tauchen: Das sind die Gründe
Es gibt fast nichts Schöneres, als sich im Sommer mit einem Sprung in den kühlen Badesee zu erfrischen, die sanften Wellen des Meeres zu genießen oder bei Tauchgängen die bunte Unterwasserwelt zu erkunden. Doch so schön diese Momente auch sind — in manchen Fällen haben sie Ohrenschmerzen zur Folge.
Wie kommt es zu den Ohrenschmerzen nach dem Tauchen?
Grundsätzlich lässt sich zwischen zwei Ursachen für Ohrenschmerzen nach dem Tauchen unterscheiden.
Dies sind zum einen Ohrenschmerzen, die häufig nach längerem Wasserkontakt auftreten, und Badeotitis, Taucherohr oder Badeohr genannt werden. Ursache für diese Schmerzen ist das Eindringen von Keimen und Bakterien in den Gehörgang, die hier eine Entzündung verursachen. Die zweite Ursache ist ein unzureichend ausgeführter Druckausgleich. Bei den zugehörigen Ohrenschmerzen ist dann die Rede von einem Mittelohrbarotrauma.
Badeotitis – Ohrenschmerzen aufgrund von Reizungen und Entzündungen
Beim Tauchen und Schwimmen im Badesee oder im Meer kann ab und an eine Badeotitis auftreten.
Durch den längeren Wasserkontakt weicht die Gehöhrgangshaut bei den Badenden auf — vor allem, wenn nach dem Schwimmen die Ohren nicht richtig gereinigt werden. Im ungereinigten Wasser leben natürlicherweise zahlreiche Keime und Bakterien. Während des Badens können diese in den äußeren Gehörgang dringen und hier, zwischen Ohrmuschel und Trommelfell, in einigen Fällen eine Gehörgangsentzündung auslösen. Dies kann einseitig der Fall sein, aber auch auf beiden Ohren zugleich auftreten. Erste Anzeichen hierfür sind ein verstärkter Juckreiz, ein Ausfluss, der sich bereits einige Stunden nach dem Wasserkontakt auftritt, oder Schmerzen. Die Schmerzen entstehen, weil die Haut des Gehörgangs als Reaktion auf die Bakterien und Keime anschwillt oder diesen sogar komplett verschließt.
Die Gefahr einer Badeotitis ist beim Abtauchen in ungechlortem und salzhaltigem Wasser besonders groß. Das Salz entzieht dem Ohr Wasser, was dafür sorgt, dass dieses trocken wird. Zugleich wird das wichtige, schützende Ohrenschmalz ausgespült. Die Haut des äußeren Gehörgangs wird so empfindlich und spröd und bietet Keimen und Bakterien Angriffsfläche.
Sobald ein stärkeres Druckgefühl auftritt oder es schmerzhaft wird, sollte direkt ein Hals-Nasen-Ohrenarzt kontaktiert werden. Findet der Arztbesuch zu spät statt, können die Erreger bis ins Mittelohr gelangen und hier eine schlimmere Entzündung verursachen. Hier sind dann Eiterbildung und Fieber klassische Anzeichen für die sogenannte Mittelohrentzündung.
Sobald erste Symptome nach einem Tauchgang auftreten, sollte selbstverständlich auf weitere Tauchgänge verzichtet werden und die Pflege der Ohren im Vordergrund stehen.
Was kann ich gegen Ohrenschmerzen bei einer Badeotitis tun?
Bei Schmerzen sollte unbedingt der Hals-Nasen-Ohrenarzt aufgesucht werden. Nach der Untersuchung wird das meist von diesem gereinigt und mit entzündungshemmenden Medikamenten oder Antibiotika behandelt. Bei Ohrenschmerzen werden ebenfalls Schmerzmittel verschrieben. In der Regel tritt eine Besserung nach einigen Tagen ein.
Einfache Vorsorge
Sind mehrere Tauchgänge in Zukunft geplant, macht es Sinn, den Arzt bereits vorab einen Blick in die Ohren zu gewähren. In der Regel reinigt sich das Ohr selbst, es kann aber auch zu einer Pfropfbildung kommen, die sich dann erst beim Tauchen bemerkbar macht. Dann ist es in der Regel schon zu spät. Denn in diesem Fall kann das Wasser nicht mehr ungehindert aus den Ohren fließen.
Eine weitere Maßnahme zum Vorbeugen von Ohrenschmerzen ist ebenfalls, das Ohr nach jedem Wassergang mit sauberem Süßwasser auszuspülen. Durch ein Neigen des Kopfes kann das Wasser nach der Reinigung dann aus den Ohren herauslaufen. In den meisten Fällen ist diese Maßnahme ausreichend. Wichtig: Auf Wattestäbchen sollte nach dem Tauchen unbedingt verzichtet werden. Diese können den Gehörgang beschädigen, was für ein erleichtertes Eindringen für Bakterien und Keime sorgen kann.
Mittelohrbarotrauma – Ohrenschmerzen aufgrund unzureichenden Druckausgleichs
Ein Mittelohrbarotrauma entsteht meist beim Tauchen in größere Tiefen. Dennoch betrifft diese Erkrankung nicht nur Gerätetaucher, sondern auch Apnoetaucher und Hobby-Taucher im Schwimmbad. Die grundlegende Ursache ist ein unzureichend ausgeführter Druckausgleich.
Wie fühlt sich ein Barotrauma an?
Das Mittelohrbarotrauma ist eine häufige Erkrankung, die beim Tauchen entstehen kann. Ursache ist immer ein nicht ausreichend durchgeführter Druckausgleich. Dabei umfasst ein Barotrauma jede druckbedingte Verletzung und nicht nur die schweren Verläufe, bei denen das Trommelfell einreißt.
Wie entsteht ein Barotrauma?
Beim Abtauchen unter Wasser kommt es zu einer Drucksteigerung. Je tiefer der Tauchgang ist, umso größer wird auch der Druck. Dieser Druck bedingt, dass das Volumen im Mittelohr kleiner wird. Das Trommelfell dichtet das Mittelohr ab, der Druckausgleich erfolgt somit nur über die Ohrtrompete. Dieser Ausgleich muss vom Tauchenden aktiv und bewusst durchgeführt werden. Findet dieser nur unzureichend statt, wird das Volumen im Mittelohr kleiner. Das Mittelohr ist eine steife Höhle. Findet der Druckausgleich nicht bewusst durch den Tauchenden statt, kann dies Einblutungen, Vorwölbungen des Trommelfells, Ausschwitzen von Gewebeflüssigkeit oder Überdehnungen im Mittelohr hervorrufen. Kommt es hierzu, kann ebenfalls ein Trommelfellriss entstehen.
Beim Auftauchen sinkt der Druck, was wiederum zu einer Volumenvergrößerung im Mittelohr führt. Auch hier ist es wichtig, langsam und bewusst aufzutauchen. Wenn die Ohrtrompete intakt ist, strömt die überschüssige Luft in den Nasenrachenraum. Ist sie jedoch beschädigt, dehnt sich die Luft im Mittelohr aus. In diesem Fall vorwölbt sich das Trommelfell oder führt zu einem Ausströmen der Luft über die Ohrtrompete aus dem Ohr heraus. Wenn der Druck hier zu groß wird, kann das Trommelfell gereizt werden – im schlimmsten Fall sogar einreißen.
Besondere Gefährdung bei Nasentropfen
Bis zwölf Stunden vor dem Tauchgang dürfen keine Nasentropfen verwendet werden. Nasentropfen werden meist aufgrund einer Tubenbelüftungsstörung der Nase eingesetzt. Die Wirkung der Nasentropfen lässt jedoch meist nach einer Weile unter Wasser nach. Da die Ohrtrompete bei nachlassender Wirkung verlegt sein kann, ist eine Kompensierung des Drucks durch den Nasenrachenraum nicht mehr möglich. Auch hier können Verletzung oder Einrisse des Trommelfells die Folge sein.
Anzeichen eines Barotraumas
Das erste Anzeichen für ein Mittelohrbarotrauma ist ein Druckgefühl. Zugleich verursacht der Druckausgleich Schmerzen. Manche vernehmen ebenfalls ein schnalzendes Geräusch im Ohr. Der Grund hierfür ist meist die Flüssigkeit im Trommelfell. Diese Symptome treten schon während des Tauchgangs auf. Bei diesen Symptomen sollte unbedingt ein Hals-Nasen-Ohrenarzt aufgesucht werden.
Werden diese Anzeichen ignoriert, kann das Trommelfell einreißen – auch unter Wasser. In diesem Fall lassen die Schmerzen direkt nach. Dafür kann ein Schwindelgefühl auftreten, was wiederum zu einem Orientierungsverlust führen kann. Hier sollte die Ruhe bewahrt werden und kein hastiger Aufstieg aus dem Wasser erfolgen. Das Schwindelgefühl lässt außerdem nach etwa einer Minute nach.
Nach dem Auftauchen könnte der Taucher ebenfalls bemerken, dass beim versuchten Druckausgleich Luft aus dem Ohr zischt, was wiederum für einen Riss im Trommelfell spricht. Schmerzen, Blutung und eine Schwerhörigkeit können dieses Symptom untermalen.
Heilung des Trommelfells
Bei dem Verdacht auf ein eingerissenes Trommelfell sollte immer der Hals-Nasen-Ohren-Arzt kontaktiert werden. Leichte Risse im Trommelfell heilen in der Regel dann von alleine ab, bei größeren Rissen wird das Verheilen durch beispielsweise eine Schienung unterstützt. Zugleich wird oft Antibiotikum verabreicht, um einer bakteriellen Infektion entgegenzuwirken.
Das Ohr bzw. die Ohren sollten in der Phase stets trocken und sauber gehalten werden und beim Duschen – beispielsweise mit Creme-Watte – verschlossen sein. Wenn nach rund vier Wochen keine Heilung eintritt, ist ein operativer Eingriff nötig.
Druckausgleich vorab üben
Kein Ohr gleicht dem anderen. Einige Taucher haben keinerlei Probleme mit dem Druckausgleich, andere wiederum müssen viele druckausgleichende Methoden ausüben. Bereits vor dem Tauchgang ist es empfehlenswert, die für den Druckausgleich benötigten Muskeln ein wenig vorzubereiten. Gerade in den ersten zehn Metern unter Wasser erhöht sich der Druck um das doppelte. Das Gute: Zu viel Druckausgleich kann man nicht machen. Generell ist das wichtigste, sich Zeit zu nehmen und auf den eigenen Körper zu hören.
Nie mit Ohrenschmerzen Tauchen gehen
Bestehen schon erste Ohrenbeschwerden vor dem Tauchgang, so ist vom Tauchen in jedem Fall abzuraten. Generell gilt: Niemals tauchen mit Erkältung.
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